Zur falschen Zeit am falschen Ort?!
(Das hier war ursprünglich ein Artikelvorschlag für die Weststadt aktuell Juli 2021)
SoDa-Fahrradständer Donaustraße 41
Eifrigen Fahrradfahrern aus der Weststadt dürften einige neue Fahrradabstellanlagen aufgefallen, die ein gemeinsames Merkmal haben: man sieht fast nie Fahrräder dort parken. Dabei sind die Anlagen handwerklich gut gemacht, die montierten Anlehnbügel vermeiden die bei älteren Fahrradständer-Bauarten bekannte Gefahr für das eingeklemmte Rad: da besteht bei vielen Bauweisen die Gefahr, dass das Fahrrad – gerade, wenn es schwer mit Einkäufen beladen ist – schon bei einem leichten Anstoß umkippt. Und dann „biegt der Fahrradständer eine 8“ in das eingeklemmte Rad. Zudem kann an den soliden Anlehnbügel das Fahrrad sicherer festgeschlossen werden.
Warum parken dann trotzdem fast nie Fahrräder in diesen Abstellanlagen? Weil es für die Abstellanlagen DORT keinen Bedarf gibt.
Beispiel „Jugendzentrum ROTATION“ (siehe Märzausgabe der Weststadt aktuell): dort haben dem Anschein nach 2 Dienststellen ohne Abstimmung nahe beieinander Fahrradabstellanlagen errichtet. Eine zwischen Emsstraße und Haupteingang des Jugendzentrums: dort stehen zumindest tagsüber stets mehrere Fahrräder, weil die Abstellanlage nah am Ziel der RadfahrerInnen liegt: der ROTATION.
Anders die Anlage an der Donaustraße (Foto in der Märzausgabe): Radfahrer oder Radfahrerinnen aus Richtung Innenstadt oder Emsstraße müssten erst am eigentlichen Ziel „Rotations-Eingang“ vorbeifahren, um Ihr Fahrrad abzustellen, und dann zurückgehen. Das würden sie wohl nur in Kauf nehmen, wenn die Abstellanlage vor dem Haus „ausgebucht“ ist.
Fahrradständer Haltestelle Rheinring / Saalestraße
Ähnliches Bild an der Kreuzung Saalestraße – Elbestraße – Rheinring. Dort sind auf beiden Straßenseiten der Elbestraße moderne Fahrradabstellanlagen, aber nur die Auf der Rheinringseite wird benutzt. Auf der Saalestraße-Seite habe ich noch nie ein Fahrrad gesehen. Wer zu den Freizeitanlagen dort will nimmt sein Fahrrad mit hinein, Pendler, die dort Ihr Rad fürs Umsteigen in die Straßenbahn abstellen, scheint es derzeit nicht zu geben. Vielleicht ändert sich das in Zukunft allmählich, aber derzeit ist die Fahrradabstellanlage dort – jedenfalls in dieser Größe – überflüssig.
Komplizierter ist die Ausgangssituation bei der Fahrradabstellanlage an der Geschäftszeile Donaustraße 41 – 46. Dort wurde eine Fahrradabstellanlage auf ehemaligen Auto-Parkplätzen vor Hausnr. 41 erreichtet. Eingerichtet wurde die Anlage auf Antrag der SPD-Fraktion im Bezirksrat, wobei schwer nachvollziehbar ist, warum der marode Fahrradständer auf Privatgrund vor dem Imbiss „Donauwelle“ Anlass sein soll, durch die öffentliche Hand eine Fahrradabstellanlage für die Geschäftsleute zu errichten. Zwar sind die alten Fahrradständer der Geschäftsleute tatsächlich nicht auf der Höhe der Zeit, aber wäre es nicht sinnvoller gewesen, die Geschäftsleute zu animieren, modernere Abstellanlagen zu errichten? Womöglich einen passenden Fördertopf aufzutun? Und dabei noch den öden Platz vor den Geschäften (alles Privatgrund) aufzuwerten?
So wurde für teures Geld eine Fahrradabstellanlage geschaffen, die zwar wieder für sich genommen gut gemacht ist, aber praktisch nicht genutzt wird. Sie ist zu weit von den Zielen der Nutzer entfernt. Wenn man mit dem Rad bis direkt an die Eingangstür fahren kann, an der womöglich sogar ein Fahrradständer steht, oder das Fahrrad auf dem ebenen Grund auf dem eigenen Ständer sicher abstellen kann (um dann ein Fläschchen Nasentropfen in der Apotheke zu kaufen …), ist die neue Abstellanlage unattraktiv. So jedenfalls meine eigene Erfahrung, ich kaufe dort öfters mit dem Fahrrad ein. Die übrigen – nicht allzu vielen – radfahrenden Kunden der Geschäfte dort sehen das ganz offensichtlich genau so.
Es ist zu hoffen, dass zukünftig weniger Geld in solche gut gemeinten Verbesserungen gesteckt wird, das anderweitig sinnvoller eingesetzt werden kann. Beispielsweise in Bezahlung von besseren Experten, die Rad- und Fußverkehrs-freundlichere gut gemachte Ampelschaltungen hinbekommen … Wer öfters an der Straßenbahnhaltestelle „Am Queckenberg“ ein- oder aussteigt weiß, was ich meine.
Damals schrieb ich den Artikel nicht, weil ich Hoffnung hatte, der Bezirksrat würde das Thema wieder aufgreifen …